16. Dezember
„Good night lights“ von Hanna Buiting
In einem Kinderkrankenhaus in Providence, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Rhode Island, gibt es ein besonderes Ritual: Im Hasbro Children‘s Hospital versammeln sich jeden Abend um Punkt halb neun sämtliche kleinen Patienten hinter der großen Fensterfront des Krankenhauses und warten auf die Good Night Lights, die Gute-Nacht-Lichter ihrer Stadt. Kein Abend vergeht, an dem die Kinder nicht dieses LichterSpektakel erleben. Restaurants, Hotels und die nahe gelegene Universität lassen um 20.30 Uhr Ortszeit eine Minute lang ihre Lichter aufleuchten. An-aus-an-aus. Auch die Feuerwehr und Polizei von Providence machen mit, außerdem alle, die um diese Uhrzeit mit Autos, Fahrrädern oder Taschenlampen unterwegs sind und den Kindern einen Gruß in die Nacht schicken wollen. Eine kleine Geste, die zeigen soll: Wir denken an euch. Werdet schnell wieder gesund! Das Leben, eure Stadt, wir alle warten auf euch. Dieses Schlafanzug-Event für kranke Kinder ist dem Cartoonisten Steve Brosnihan zu verdanken. Nachdem dieser, wie so oft, den Abend im Krankenhaus verbracht hatte, um den Kindern auf Wunsch eigene Cartoons zu zeichnen, fuhr er mit dem Fahrrad nach Hause. In einiger Entfernung vom Krankenhaus schaltete er die Stirnlampe an seinem Helm an und blickte sich um. In manchen Klinikfenstern brannte noch Licht. Steve konnte sich vorstellen, wie sich die Kinder dort ihre Zähne putzten, Geschichten zum Einschlafen hörten, Medikamente bekamen, unter die Bettdecken krochen. Er knipste seine Lampe an und aus. Wie ein Signal, wieder und wieder. Und er hoffte, das vielleicht eines der Kinder gerade am Fenster stehen und seinen Gute-Nacht-Gruß sehen würde. Er wurde gesehen, wieder und wieder. Und konnte auch andere überzeugen mitzumachen, Lichtsignale in die Nacht zu senden. Die Kinder antworten auf die Lichter. Mit Taschenlampen. Sie grüßen zurück. Jeden Abend, bevor sie zu Bett gehen.